Aus eigener Erfahrung und durch viele unserer Mitglieder, sprechen wir immer wieder vom Versagen des Systems.
Das Leben mit einem autistischen Menschen kann sehr belastend sein – in erster Linie nicht deswegen, weil der Autist oder die Autistin ein „Problem“ ist, sondern weil es einem in der Öffentlichkeit nicht immer leicht gemacht wird.
Die Gesellschaft hat noch ein großes Problem mit Behinderungen.
Die Gesellschaft hat eine ablehnende Haltung gegenüber Unbekannten. Da man einigen Autisten den Hilfebedarf nicht sofort ansieht, heißt das: dass sie mit ihren Bedürfnissen nicht ernst genommen wird. Versucht man, sich zu erklären, ist man gleich den unvermeidlichen Vorurteilen ausgesetzt. Sie bewegen sich zwischen den Kategorien „Savant“ und „Pflegefall“. Überbehütende Eltern und Vernachlässigung. Dabei gibt es unendlich viele Möglichkeiten..
Wir haben uns im Laufe der Zeit zu einem Ort entwickelt, wo die einen Platz finden, die sich sonst überall fehl am Platz fühlen. Schwer Betroffene, komplex
Betroffene.
In der Vergangenheit hat man dieses Klientel, ab einem bestimmten Punkt, aufgegeben.
Wer nicht integrierbar ist und da ist die eigene Definition ja der Maßstab, der geht nicht.
Wer nicht seine Verhaltensweisen loslässt, den will man nicht. Dass es gerade oft diese Verhaltensweisen sind, die zu der Diagnose geführt haben, liegt außen vor.
Immer noch glauben einige Menschen: Hier muss nur der richtige Ansatz her und geeignete pädagogische Personen ran, dann löst sich das in Luft auf.
Wer nicht spricht, ist dumm.
Viele negative Beispiele haben wir, aber wir wollen nach vorne sehen, da es sich immer noch sehr langsam in die richtige Richtung entwickelt. Hin zur Inklusion!
Wir stehen im ständigen Austausch mit Ämtern und Fachleuten. Aber es gibt noch viel zu tun.
Lange Wege zur Diagnose, ewig lange Wartelisten bei Therapien, keine flexiblen und nachhaltigen Lösungen beim Thema Kindergarten und Schule, um nur ein paar Probleme zu nennen.
„Inklusion“ ist vielerorts noch ein Fremdwort.
Alle unsere Mitglieder haben Probleme.
In extremen Fällen werden die Kinder gar nicht beschult, monate- sogar jahrelang, oder die Eltern werden so sehr unter Druck gesetzt, ihr Kind in die Fremdbetreuung zu geben, dass sie kaum noch schlafen können.
Wie kommt das?
Warum entsteht eine solche Drucksituation?
Wieso haben Betroffene und Angehörige oft so viel Angst?
Angst vor Ihnen, die doch hilfreich zur Seite stehen sollen.
So hart es klingen mag:
Meistens sehen sich die Behörden einfach nicht in der Lage, Inklusion zu gewährleisten, so umzusetzen wie es für das Kind, den Betroffenen gut wäre. Das liegt an vielerlei weiteren Problemfeldern, wie:
kein Personal, keine Möglichkeiten, Gruppen, Lern- und Lebensorte…..
Aber man trifft auch immer noch auf Menschen, die einem ins Gesicht sagen, dass sie auf Inklusion keine Lust haben. Natürlich gibt es aus deren Sicht zig Gründe.
Diese Menschen gehen dann mit einem um, wie vor 20, 30 Jahren. Sie setzen sich über alles hinweg und wenn so eine Person in der Leitungsebene fungiert, kann das sehr übergriffig werden.
Gegen einen Entscheidungsträger, der sich einfach über Regeln hinweg setzt, ist sehr schwer. Da diese Person schnell weitere Menschen hinzuzieht.
Die Anstrengung, der Zeitaufwand und die Kosten, die damit verbunden sind, einem Menschen mit Autismus sein Recht auf gleichberechtigte Teilhabe zu ermöglichen, ist enorm hoch.
Das heißt: hier ist eine Familie, die Hilfe für ihr Kind möchte, die im Alltag schon ein wirklich schwieriges und anstrengendes Leben führt, noch zusätzlich damit konfrontiert, dass ihr Widerstand entgegenprallt.
Die eventuell kämpfen muss und ständig Steine in den Weg gelegt bekommt.
Diese Familien brauchen Fachkräfte, die aufstehen, die sagen: „Stopp!"
Wir wünschen uns Offenheit und Fachkräfte, mit denen man reden kann, die Verständnis und Lust haben, neue Ideen umzusetzen.
Lassen Sie uns gemeinsam Teilhabe werden.
Kommunizieren Sie Aufträge, Erwartungen klar und unmissverständlich, denn Redewendungen, Floskeln oder unterschwellige Aussagen werden häufig nicht verstanden.
Geben Sie regelmäßiges und klares Feedback, denn das gibt Sicherheit.
Schaffen Sie eine ruhige Arbeitsumgebung, denn viele Sinnesreize führen dazu, dass keine Leistung mehr erbracht werden kann.
Schaffen Sie Strukturen und Regeln, denn das gibt Sicherheit in einer unstrukturierten Welt.
Nehmen Sie unangemessene Aussagen nie persönlich, denn meist werden diese nachgesprochen und nicht verstanden.
Lassen Sie ungewöhnliche Denkweisen zu, denn das kann neue Perspektiven schaffen.
Tolerieren Sie regelmäßige Auszeiten, denn „die Welt draußen“ überfordert sensorisch immer! Ob das sichtbar ist, bleibt offen.
Selbstbestimmt Autistisch 2019 e.V.
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