Nach dem wir immer wieder mit dem Thema Verhalten, Verweigerung hochfunktionaler Autisten angefragt wurden, wollten wir auch für diese Bereich die „intensive Begleitung“ anbieten.
Ob als Eltern oder Fachkräfte: alle sind verzweifelt weil nichts oder kaum etwas fruchtet. Lassen Sie uns das Problem gemeinsam angehen.
Übrigens stehen wir auch auf einer Liste des Kultusministeriums BW als Stelle, wenn es um das „herausforderndem Verhalten“ geht.
Der Stundenumfang von AutGo liegt bei 3 Stunden die Woche plus Vor und Nacharbeit.
Mit Autismus zu leben, erfordert immer wieder, sich zurück in ganz alltägliche Situationen zu versetzen. Zurück zu stecken, alles umzukrempeln, eigene Bedürfnisse vergessen..und wieder bei 0 beginnen. Nicht nur ein paar Monate, nicht ein paar Jahre, nein ein Lebenlang.
Viele Eltern sind verzweifelt: es hat ewig gedauert bis zur Diagnose, dann endlich ist es geschafft und doch wieder keine Unterstützung ….Sie sprechen das Thema an, doch leider müssen sie abwarten. Keine Schulbegleitung und auch für sich selbst gibt es keine Hilfe…
Wir sind überzeugt, dass Eltern gerade die ersten Jahre nach der Diagnose intensive Begleitung brauchen. Begleitung durch Menschen, die all das kennen.
Sie brauchen Offenheit, Anteilnahme, Verständnis, aber auch gezieltes Coaching. Was ist Autismus, wie gehe ich im Alltag mit Problemen um? Was kann ich tun, um nicht festzufahren?
Eltern müssen lernen, ein Kind mit Autismus heißt: „das Leben läuft anders als du gedacht hast“.
Sie brauchen sehr viel Wissen, Unterstützung bei Anträgen, Hilfe in Geschwisterfragen, Erziehungsfragen …
Doch Eltern, und das vergisst man meistens, haben bis dahin Jahre voll Anstrengungen, Schmerz und Leid hinter sich!
Diese Unterstützung für die ganze Familie ebnet den ganzen weiteren Weg des Kindes. In der Regel haben auch nur wenige Kinder von Beginn an der Diagnose eine Begleitperson an Ihrer Seite, was schnell zu schwierigen Situationen führen kann.
Wir bieten keine klassischen Schulbegleiter an, sondern Menschen, die
alle zusammen bringen. Das Kind und die Eltern, Pädagogen, Behörden, Therapeuten, alle. Die Akzeptanz bei Eltern und Schüler*innen birgt großes Potenzial für einen inklusiven Weg.
Alle profitieren von diesen 3 Stunden die Woche.
Wenig Zeit, aber viel Unterstützung auf eine neue Weise.
Inklusion erfordert langfristige, innovative Lösungen, insbesondere für autistische Schüler:innen, die oft individuelle Begleitung und spezifische pädagogische Konzepte benötigen. Bildung muss flexibel gestaltet werden, um unterschiedlichen Bedarfen gerecht zu werden.
Viele Lehrkräfte und Schulen, die autistische Schüler:innen aufnehmen, stehen vor großen Herausforderungen und möchten sich adäquat vorbereiten. Sie benötigen jedoch kontinuierliche, kompetente Ansprechpersonen. Der Zugang zu Schulbegleitungen ist oft erschwert, obwohl medizinische Stellungnahmen eine Notwendigkeit bescheinigen. Hier bedarf es neuer Lösungen, um schnell und unbürokratisch Unterstützung zu gewährleisten.
Es besteht immer die Notwendigkeit direkter und fachkundiger Unterstützung
Ein innovativer Ansatz könnte eine digitale Begleitung sein, die als kontinuierliche Anlaufstelle für Fragen dient. Ein strukturierter Zugang zu Informationen und fachlicher Beratung könnte viele alltägliche Probleme schnell lösen.
Zentrale Fragestellungen sind dabei:
Wie kommuniziert man autistisch?
Welche Anzeichen sind wichtig zu beachten?
Wie kann man Eskalationen entgegenwirken und deeskalierend handeln?
Wie kann eine Situation korrekt eingeschätzt und reflektiert werden?
Wer übernimmt die Moderation zwischen Schule, Eltern und weiteren Beteiligten?
Im schulischen Alltag tauchen immer wieder Fragen auf, die oft unbeantwortet bleiben. Schulbegleitungen werden oft erst dann bewilligt, wenn keine andere Lösung mehr möglich ist. Dabei bleibt unklar, wie viel Wissen über Autismus vorhanden ist und ob eine qualifizierte Fachkraft eingesetzt wird. Die Problematik resultiert häufig aus Personalengpässen und Kostenfragen, doch letztendlich geht es um das Leben und die Entwicklung der betroffenen Kinder.
Bedeutung einer ganzheitlichen Perspektive
Autistische Kinder sind in ihrem schulischen Alltag oft mit multiplen Herausforderungen konfrontiert. Eine rein schulische Perspektive reicht nicht aus, um nachhaltige Lösungen zu entwickeln. Vielmehr müssen auch biografische Aspekte, wie Pflegeverhältnisse, Traumata, Umzüge oder komorbide Erkrankungen, berücksichtigt werden.
Wichtige Aspekte, die beachtet werden sollten:
Motivation: Wie kann das Kind bestmöglich gefördert werden?
Belastungsgrenzen: Warum sind nur wenige Stunden möglich?
Pflegegrad und Schwerbehindertenausweis: Welche Auswirkungen hat dies für den Schulalltag?
Umgang mit nonverbalen Autist:innen: Welche Kommunikationsstrategien sind hilfreich?
Handlungsplanung: Welche Herausforderungen gibt es in der Umsetzung?
Unsicherheiten und Erschöpfung: Wie können diese frühzeitig erkannt und aufgefangen werden?
Fazit
Die inklusive Beschulung autistischer Kinder erfordert eine langfristige und nachhaltige Strategie, die sowohl die Bedarfe der Schüler:innen als auch die der Pädagog:innen berücksichtigt. Ein interdisziplinärer Austausch, eine verstärkte Vernetzung von Fachkräften sowie innovative digitale Unterstützungssysteme sind essenziell, um bestehende Lücken zu schließen.
Ziel muss es sein, eine Bildungslandschaft zu schaffen, in der alle Kinder gleiche Chancen auf Entwicklung und Teilhabe haben.
Viele Kinder und Jugendliche mit Autismus warten viel zu lange auf eine Schulbegleitung. In dieser Zeit entstehen oft schwierige Situationen, da es keine überbrückenden Hilfen zwischen der Diagnose und dem tatsächlichen Beginn der Schulbegleitung gibt. Zudem ist oft unklar, ob die zugewiesene Begleitperson über relevante Erfahrung verfügt. Es ist wenig zielführend, einem 16-jährigen Schüler eine Schulbegleitung zur Seite zu stellen, die selbst erst 19 Jahre alt ist und keine ausreichende Erfahrung mit Autismus hat.
Unbewußte Fehlinterpretationen und unerkannte Bedürfnisse durch Fachkräfte
Häufig wird nicht erkannt, dass Kinder und Jugendliche mit Autismus Informationen anders verarbeiten und verstehen. Ihre Antworten auf Fragen werden oft als zuverlässig angenommen, obwohl sie diese vielleicht nur geben, weil sie glauben, dass dies von ihnen erwartet wird. Dadurch bleiben ihre tatsächlichen Bedürfnisse oft unbemerkt.
Eine weit verbreitete Fehleinschätzung ist die Annahme, dass kognitive Fähigkeiten mit sozialer oder emotionaler Kompetenz gleichzusetzen sind. Aussagen wie:
"Das Kind ist doch nicht kognitiv eingeschränkt."
"Aber er/sie ist doch schlau."
zeigen ein mangelndes Verständnis für die Komplexität von Autismus. Selbst wenn keine kognitive Beeinträchtigung vorliegt, können zusätzliche Faktoren wie Ängste, Zwänge oder sensorische Empfindlichkeiten erhebliche Herausforderungen darstellen.
Die sozialen und emotionalen Fähigkeiten sind oft besonders betroffen und können auch gezielt angeschaut werden. Dies lässt sich nicht einfach "wegtherapieren" oder dadurch beheben, dass das Kind häufiger sozialen Situationen ausgesetzt wird. Autismus ist eine tiefgreifende Entwicklungsstörung, und Verbesserungen treten eher durch individuelle Anpassungen und gezielte Unterstützung ein. Viele Schüler kompensieren ihre Schwierigkeiten in bestimmten Situationen besser, aber dies geschieht oft auf Kosten ihrer Energie für den restlichen Tag. Das Thema ist oft besonders schwer zu beurteilen wir stützen hier alle Beteiligten.
Sie kennen ganz sicher was Eltern berichten:
"Mein Kind kommt nach Hause und kann nicht mehr."
"Es ist zwei Stunden nicht ansprechbar."
"Es hat Wutausbrüche, sobald es zu Hause ist."
Diese Erschöpfung zeigt, dass eine scheinbare Anpassung in der Schule nicht unbedingt bedeutet, dass das Kind keine Unterstützung mehr benötigt.
Die Bedeutung von unterstützter Kommunikation und individueller Handlungsplanung
Die Nutzung unterstützter Kommunikation ist essenziell, um Missverständnisse zu vermeiden und Kindern eine effektive Ausdrucksmöglichkeit zu bieten. Ebenso wichtig ist eine gezielte Handlungsplanung, die individuell auf das Kind abgestimmt ist.
Kinder und Jugendliche mit Autismus brauchen vor allem:
Menschen, die sie wirklich verstehen, ihnen zuhören und sie dort unterstützen, wo es notwendig ist.
Vertrauen, da sie in vielen Bereichen ihres Lebens fremdbestimmt sind.
Einen Fokus auf ihre tatsächlichen Bedürfnisse, anstatt ausschließlich auf organisatorische Aspekte wie Schulpflicht, Benotung oder Therapiepläne zu achten.
Nur wenn diese Punkte berücksichtigt werden, kann eine Schulbegleitung wirklich erfolgreich sein und den betroffenen Schülern helfen, ihren Schulalltag bestmöglich zu bewältigen.
Der Ansatz von AutGo stellt einen innovativen, individuell zugeschnittenen Weg dar, um autistische Kinder und Jugendliche optimal zu unterstützen. Durch die Fokussierung auf präventive Maßnahmen, eine individuelle Biografie für jedes Kind und die enge Zusammenarbeit aller Beteiligten (Eltern, Lehrer, Fachkräfte) wird ein inklusives, bedarfsgerechtes Bildungsumfeld geschaffen. Dies fördert nicht nur das Wohlbefinden der Kinder, sondern kann auch langfristig Kosten für Kostenträger sparen. AutGo geht über herkömmliche Methoden hinaus und setzt auf präventive Lösungen, die auf die persönlichen Bedürfnisse jedes Kindes eingehen und so Eskalationen vermeiden helfen. Das Modell entspricht den Prinzipien des Bundesteilhabegesetzes (BTHG) und fördert eine zukunftsorientierte, nachhaltige Bildungslösung.
Kurz und knapp:
Wir stehen für Individuelle Förderung: AutGo erkennt, dass jedes Kind mit Autismus spezifische Bedürfnisse hat. Eine standardisierte Förderung funktioniert nicht, da sie nicht auf die unterschiedlichen Fähigkeiten und Anforderungen jedes Kindes eingeht. Der Ansatz von AutGo basiert auf der Erstellung einer individuellen Biografie für jedes Kind, die als Grundlage für alle Maßnahmen dient.
Wir setzen auf Prävention statt Eskalation: Ein zentraler Punkt ist die Prävention von Eskalationen. Aktuell gibt es zu wenig präventive Maßnahmen in der Behindertenarbeit. AutGo will dies ändern, indem rechtzeitig auf die Bedürfnisse eingegangen wird, bevor es zu größeren Schwierigkeiten kommt.
Wir stärken Eltern und deren Kommunikation: Die Belastung, die Eltern erfahren ist enorm groß. Wir versuchen auch hier anzusetzen.
Zentraler Ansprechpartner: Ein entscheidender Bestandteil von AutGo ist die Einführung eines zentralen Ansprechpartners für alle Beteiligten – Eltern, Lehrer und Fachkräfte. Dies soll Missverständnisse verhindern und eine ganzheitliche Lösung ermöglichen, die auf die Bedürfnisse jedes Kindes abgestimmt ist.
Wirtschaftlicher Vorteil für Kostenträger: Für Kostenträger, könnte AutGo langfristig erhebliche Kosten einsparen, da durch frühe und passgenaue Unterstützung der Bedarf an weiteren Hilfen und die damit verbundenen Folgekosten gesenkt werden.
Alternativen zu herkömmlichen Maßnahmen: Der Umgang mit herausforderndem Verhalten ist oft mit Schulausschlüssen oder Klinikaufenthalten verbunden. AutGo plädiert für alternative Wege, die eine präventive Lösung bieten, um Eskalationen zu vermeiden und eine individuelle, bedarfsgerechte Bildung zu ermöglichen.
Inklusives Bildungssystem: Unser streben nach einem inklusiven Bildungsangebot das den Prinzipien des Bundesteilhabegesetzes (BTHG) und der UNBRK entspricht steht für uns ganz oben
Selbstbestimmt Autistisch 2019 e.V.
LAAMKA Zentrum
Konstanze Klüglich
Dreschhallenweg 4
76351 Linkenheim
Bankverbindung:
IBAN: DE82660501010108314519
BIC KARSDE66XXX
Geldauflagen/Bußgeld-Konto:
DE07 6605 0101 0108 3562 21
BIC: KARSDE66XXX
Tele: 07247 - 96 90 850
Fax 07247 - 96 90 849
Handy 0162 - 4945785
selbstbestimmtautistisch2019@gmail.com
IK 500806355
Amtsgericht Mannheim VR 702912
Karlsruhe- Durlach 34002/33856
Alle Symbole mit freundlicher Genehmigung von METACOM Symbole © Annette Kitzinger
Sarah Weber (AutisPlus) (Freitag, 05 Mai 2023 21:51)
Das ist eine mega tolle und wertvolle Idee! Kann ich nur unterstützen, das ist wirklich einer der Bereiche, wo es am meisten Bedarf gibt!
Lisa (Freitag, 05 Mai 2023 13:59)
Ich finde die Idee großartig und würde mir sehr wünschen, dass sie in die Tat umgesetzt wird!
Mit Prävention könnte vielen Kindern im Spektrum einiges erspart bleiben!
Sabina (Donnerstag, 05 August 2021 18:38)
Großartige Idee! Ich fände es wichtig, wenn es das hier gäbe und Euch am runden Tisch bei der Bedarfsermittlung und Zielplanung sowie Enthinderung dabei zu haben, würde mir als Mutter ein Gefühl der Sicherheit geben. Eben weil man als Elternteil bzw der autistische Schüler nicht ernst genommen wird oder man selbst auch nicht genau weiß, was und wie ermöglicht werden kann und muss.
Dieses Projekt braucht es auf jeden Fall!