Spezialinteresse, Inselbegabung, Savant?


Wir reden nicht von  „Spezialgebieten“, „Spezialinteressen", sondern einfach nur von Interessen.

Wir finden es so passender und viele Menschen verstehen weder, dass man über das Thema so ein Aufheben macht, noch wollen sie auffallen oder hervorgehoben werden.

 

Was ist das überhaupt?

 

Manche Menschen mit Autismus entwickeln ein exzessives Interesse an ungewöhnlichen oder sehr speziellen Themen. Diese Spezialinteressen können zur Symptomatik gehören, wenn die Inhalte eines solchen Interesses sehr ungewöhnlich sind, oder wenn die Art der Beschäftigung exzessiv ist. Dann gehört ein Spezialinteresse zu den restriktiven und repetitiven Verhaltensweisen.

Damit Spezialinteressen als Teil der autistischen Symptomatik verstanden werden können, müssen Spezialinteressen in ihrer Intensität so stark sein, dass sie im Alltag und für das Funktionsniveau eine Einschränkung darstellen.

 

Die Interessen sind meist auf bestimmte, teilweise auch ungewöhnliche Gebiete begrenzt. Beispiele für Spezialinteressen sind vielfältig und können immer wieder zu großer Überforderung und Unterforderung führen bei Betroffenen wie deren Umfeld.

 

Prinzipiell kann alles zu einem Spezialinteresse werden. Oft sind es für Außenstehende sehr merkwürdige Interessen, die autistische Menschen sehr ernst nehmen, wie zum Beispiel das Auswendiglernen von Zugfahrplänen oder Wissen über Staubsauger und deren besondere Eigenschaften, Waschmaschinen, jeden Mülleimer in der Straße zu kennen, Flaschen, Steine, Gegenstände aller Art zu sammeln weil diese faszinieren. 


Immer wieder werden wir gefragt: Autismus? Ach ja, das sind doch die, die so schlau sind. Er/Sie kann viele Programmiersprachen, hat Spezialwissen über technische Objekte und deren Funktion, kennt sich in Physik, Astronomie oder fremde Sprachen aus  …..

Autisten sind alle sehr intelligent, können alle mit Zahlen und Tabellen….. .  .

 

NEIN! So stimmt das nicht.

 
Viele Menschen mit Autismus haben kein Spezialinteresse.

 

Nur ein kleiner Bruchteil der Menschen mit Autismus entwickelt ein Spezialinteresse.

 

Der Mythos "Autist = Genie," hält sich hartnäckig.

 

Doch der weitaus größere Teil hat in irgendeiner Form eine kognitive Einschränkung laut Definition.

 

Eine kurze Erklärung dazu ! 

 

Damit ist nicht zwangsläufig eine geistige Behinderung gemeint. Doch auch diese Definition wirft Fragen auf. 

Der Begriff ist veraltet, wir nutzen ihn nur zur Erklärung da er noch sehr viel genutzt wird.( heute nennt man es kognitive Einschränkung) Schon früher war diese Bezeichnung nicht nur auf den IQ abgestellt.

 

Viele  Menschen mit Autismus haben mehr oder weniger viele Einschränkungen, die in der Zusammenfassung als kognitive Einschränkung bezeichnet werden, weil die Auswirkungen ähnlich sind wie bei einer geistigen Behinderung/kognitiven Einschränkung.

 

Über diesen Ausdruck, ob geistige Behinderung oder kognitive Einschränkung empören sich viele Menschen.

 

Doch es wird dabei vergessen, dass die autistische Person nun mal vieles nicht kann oder besondere Bedingungen benötigt im Vergleich zum Rest der Menschen. Warum ist erst mal zweitrangig.

 

Ob es dafür bessere Erklärungen geben sollte bzw. differenzierter benannt werden müsste ist aus unserer Sicht  wünschenswert. Hier ist noch viel Luft nach Oben.

 

Wenn keine Kommunikation möglich ist, wenn man nicht am schulischen Alltag teilnehmen kann, nicht benotet werden kann,  wenn man nicht unter Menschen sein kann weil es sensorisch so überlastet, was nur ein paar Beispiele sind, kann das auf eine geistige Einschränkung zurückzuführen sein. Aber die jeweilige Person kann auch ganz durchschnittlich intelligent sein, oder sogar hochintelligent

Trotzdem ist es eine massive Einschränkung und diese wird oft zusammengefasst als kognitive Einschränkung.

 

Letztlich leben wir in einem System wo wenig flexibel ist und alles defizitär betrachtet wird auch wenn wir von Inklusion sprechen.

 

Ob die Person vielleicht eine Kommunikation per App benötigt, einen Computer oder ein Sprachprogramme zum arbeiten bräuchte.

Ein Lernen alleine in einem Raum möglich wäre oder die Erklärungen nicht verstanden werden.

Womöglich der Lernort durch was auch immer nicht funktioniert, ein anderer Ort helfen würde. All das findet meist wenig bis keine Beachtung.

 

Hier muss sich noch vieles ändern bis selbstverständlich die Bedürfnisse Beachtung finden . 

 

Aber zurück zu den Spezialinteresse

 

Einige Menschen beschäftigen sich jeden Tag mit der gleichen Sache, dem gleichen Thema über Stunden und Entwickeln so Expertenwissen in dieser Sache. Dann ist es ein Spezialinteresse Das meist sehr lange so beibehalten wird.

 

 

Eine Inselbegabung hingegen ist meist von klein auf gegeben, so zB. ein fotografisches Gedächtnis. Das zu erkennen ist oft nicht einfach und dauert seine Zeit…

 

Ein Savant ist nur ein anderer Begriff für die "Inselbegabung" 

 

Ein Savant ist aber nicht automatisch immer ein Genie.