Unsere intensiv Begleitung bei Herausforderndem Verhalten hat uns im Laufe der Zeit gezeigt, dass wir differenzieren müssen, um einen noch besseren Einblick zu geben. Um noch besser deutlich zu machen, wo die Schwierigkeiten liegen.
Im Hinblick auf die Arbeit mit an frühkindlichem Autismus beeinträchtigten Menschen und deren Auffälligkeiten im Aggressionsbereich, wurden und werden als mögliche Ursache häufig Probleme im kommunikativen Bereich, als eines der wesentlichen Merkmale deutlich.
Doch wie sieht es aus bei Menschen mit A-Typischem Autismus, Asperger-Autismus, High- Funktion-Autismus? Wir nennen die alten Bezeichnungen ganz bewusst, denn nach wie vor gibt es viele Menschen, die diese Diagnosen haben. Aber selbst wenn nicht, wird in jedem Gutachten darauf eingegangen, wo die Person einzuordnen ist.
Immer noch gibt es Menschen, die Einordnungen im Kopf haben, was leicht und was schwer betroffen ist.
Dieses Problem führt immer wieder zu Fehleinschätzungen, Über- oder Unterforderung etc. Das schafft langfristig komorbide Erkrankungen.
Wir begleiten einige Menschen im Autismus-Spektrum, teils hochintelligent, die heute aber durch jahrelangen falschen Umgang, Druck, Verschweigen der Behinderung, Mobbing und Diskriminierung, schwer betroffen sind.
Schwer betroffen im Sinne von :
- mit der Person kann man nicht kommunizieren
- totale Verweigerung
- kaum einschätzbare Reaktionen auf bestimmte Situationen
Immer wieder werden wir gefragt:
Warum funktioniert das nicht? Er/sie ist doch intelligent!
So ein Verhalten ist nicht tolerierbar. Also Schulausschluss.
Um es kurz zu machen: wo im Autismus-Spektrum die Person steht, sagt nichts über ihren Bedarf/ihre Schwierigkeiten/ihr Problem aus. Der Mensch kann auf sie noch so offen, intelligent oder nicht behindert wirken, er ist es trotzdem.
Wir alle müssen das akzeptieren und entsprechend damit umgehen, sonst wird es für den Menschen so schwierig, dass er zusätzlich erkrankt.
Bei kognitiv eingeschränkten Menschen und frühkindlichen Autisten, kennt man die Ausbrüche und an vielen Orten wird heute darauf eingegangen.
Bei Menschen an Regelschulen, die sprechen und gute Noten haben, da ist dieses Problem nicht existent.
Man weiß kaum etwas über Förderungen und erwartet das sich angepasst wird.
Leider wird auch immer wieder sehr unschön damit umgegangen und man lässt die Kinder jahrelang spüren, dass sie, was auch immer, nicht können.
Das führt zu massiven Ängsten, Zwängen, Depressionen, Auto Aggressionen etc.
Keiner versteht das Kind, den Jugendlichen, Erwachsenen.
So wird die Situation immer komplexer. Eltern suchen nach Hilfe, Pädagogen sehen keine Lösungen und so entstehen Situationen, wo man eine Fremdunterbringung vorschlägt.
Die typischsten Erscheinungsformen lassen sich in körperliche, sprachliche sowie mimisch-gestische und auto-sowie sachaggressive Verhaltensweisen beschreiben.
Wir unterschätzen in der alltäglichen Arbeit immer wieder die ganzheitlichen Ausdrucksweisen und sorgen so für viele Missverständnisse in der Kommunikation, die nie beseitigt werden.
Die Probleme in der Wahrnehmungsverarbeitung, keine Steuerungsmöglichkeiten der Reizezu haben und Informationen filtern zu können, kommen on top.
So entstehen Unsicherheiten und Ängste, dessen Folge nicht selten Aggressionen sind.
Wahrhaftigkeit und Verlässlichkeit sind also wichtige Eigenschaften im Umgang mit Autisten.
Kurze knappe Erklärungen sollten Standard sein.
So sollte auf klare und deutliche Ausdrucksformen geachtet werden. Überflüssiges sollte nicht ausgesprochen werden.
Das Zeitverständnis zu entwickeln und Entscheidungen zu treffen ist ebenso schwierig.
Interpretieren und verstehen:
Wie fasst die Person das Wahrgenommene auf?
Welche Begrifflichkeiten werden verwendet?
Sind die Begrifflichkeiten für den Menschen mit Autismus authentisch?
Welche Erwartungen hat man und gibt es ein Machtgefälle zwischen Sender und Empfänger? Äußerst wichtig!
Meint die Bezugsperson es ernst?
Bekomme ich die nötige Aufmerksamkeit?
Ist die Bezugsperson verärgert?
Autisten reagieren sensibel auf Stimmungen, sind aber grundsätzlich nicht in der Lage sich in das Gegenüber hinein zu versetzen. Es fehlen ihnen die Mechanismen zu verstehen und zu deuten, warum das Gegenüber vielleicht traurig, verärgert oder fröhlich ist.
Insgesamt lässt sich festhalten, dass die häufigste Ursache für Spannungen und Aggressionen bei Menschen mit Autismus, in der Kommunikation zwischenmenschlicher Beziehungen und in der unterschiedlichen Wahrnehmung der handelnden Personen liegt, ganz gleich wo in der Skala des Autismus-Spektrum sich die Menschen befinden!
Nehmen Sie alle Autismus Diagnosen ernst, tun sie diese nicht als Erziehungsfehler ab undsprechen Sie nicht davon, „dass nur eine starke Hand benötigt wird“.
Konflikte, Frust und Unsicherheit können, wenn es keinen anderen Ausweg zu geben scheint, zu aggressiven Ausbrüchen führen. Das muss aber nicht sein. Autistische Kinder müssen den Umgang mit Konflikten, Grenzerfahrungen und Overloads erlernen. Sie sind dem täglich ausgeliefert und brauchen eine Anleitung, um damit klarzukommen. Wir müssen ihnen das richtige Verhalten vorleben und beibringen.
Grundlegend gilt immer:
• Die Person muss sich absolut sicher fühlen
• Das Kind muss sich absolut auf die Eltern verlassen können, egal ob es erst 5 Jahre alt ist oder bereits 25 Jahre alt ist
• Alle Bezugspersonen bieten klare Strukturen
• Die Eltern führen gleichbleibende Rituale ein
• Konsequenzen für bestimmtes Verhalten werden vorab genau erklärt
• Konsequenzen werden in ruhigem bestimmten Tonfall angekündigt
Die negative Konsequenz muss:
• abgesprochen sein
• der Sinn der Konsequenz muss verstanden sein!
• zeitnah umgesetzt werden
• passend zur Situation sein
• von den Eltern kontrollierbar sein
Eltern suchen Lösungen und brauchen Unterstützung. Es hilft ihnen nicht, wenn man sagt:
• bleiben sie konsequent und streng
• sie bestimmen, ihr Kind muss sich unterordnen
Eltern sprechen das Verhalten an, erzählen wie schwierig die Situation ist, doch sie bekommen gesagt:
• hier läuft alles, wir kommen klar
• wenn sie am Nachmittag Probleme haben, liegt es an ihnen
• in der Schule, Kita gibt es keine Verweigerung
Allzu oft werden Eltern damit außer Gefecht gesetzt.
Dabei hat der ganze Tag Einfluss auf eine autistische Person.
Umso länger ein Kind so leben muss, desto schwieriger wird die Situation. Wir gehen auf das Kind ein und im Laufe der Zeit entsteht Vertrauen.
Wir knüpfen hier an unseren Unaufgeregten Umgang an. Die Kinder und Jugendlichen von denen wir ausgehen, haben in der Regel Norm IQ, aber weitere Erkrankungen und/oderBehinderungen.
Durch die komplexe Situation, ist es sehr kompliziert.
Wichtig ist es erst mal, Autismus genau anzusehen. Eine andere Sicht darauf zu bekommen. Dann kann man alltagspraktisch los legen.
Wir bieten neben der Grundeinführung zu Autismus, auch eine 1:1 Online-Begleitung im Alltag. Wir gehen mit in die Familie. In aller Regel braucht es hier deutliche Anleitung bzw. Hilfestellung . Wir begleiten aus pädagogischen Gründen digital. Dadurch erhalten wir einen entscheidenden Vorteil.
Der Autist bleibt in seinem vertrauten Umfeld und wird auch nicht durch unsere Anwesenheit gestört. Das halten wir für wichtig, da der Schutzraum des eigenen Umfelds dem Großteil der Autisten sehr wichtig ist. Fremde werden als störend und beängstigend empfunden, was dann natürlich zu einem veränderten Verhalten führt. Dazu kommt, dass wir meist erst dann angefragt werden, wenn es bereits zu Problemen gekommen ist. Das bringt oft mit sich, dassder Autist sehr neg. belastet wurde. Auch daran arbeiten wir. Doch schnelle Veränderungen sind eher selten, da Autisten viel Zeit brauchen.
Uns ist wichtig, die Sorgen aller Beteiligten zu hören.
So gehen wir nach und nach alle Bereiche an.
Jede Situation ist einzigartig, weswegen wir den Weg immer individuell bestimmen.
Was uns wichtig ist: Wertschätzung.
Wir arbeiten Hand in Hand mit Pädagogen, Medizinern, Kliniken, Behörden, Schulen, Einrichtungen, um eine Verbesserung der Lebenssituation von Kindern und Jugendlichen und Erwachsenen im Autismus-Spektrum zu schaffen.
Eskalationen müssen nicht sein, wenn frühzeitig vorgesorgt wird.
Wir blicken in der Begleitung auf die Gesamtsituation - das Leben der autistischen Person. Wir wissen wie wichtig das ist, aber auch wie zeitintensiv.
Gab es Mobbing? Gab es frühkindliche Ereignisse (die Bindungssituation, FAS oder Ähnliches)? Wie war der Lebensweg? Wie wurde die Person bisher begleitet? Wann diagnostiziert? Was wurde bisher beachtet und was nicht?
Es gibt Berge an Unterlagen, Diagnosen, Ereignissen. Vieles ist oft außen vor. Alle Unterlagen durcharbeiten ist nötig und geht oft unter. Umso komplexer eine Situation ist, umso genauer muss sie angeschaut werden.
Schulbegleiter, die ständig wechseln, die zu spät installiert werden. 4, 5 oder mehr Schulwechsel, die schon für sich problematisch sind. Man fordert ständig etwas von Menschen mit Autismus und sie müssen aushalten.
Dazu kommt das Thema: Alter versus emotionales Alter!
Das findet so gut wie nie eine Berücksichtigung.
Leider gibt es immer wieder schwierige Situationen, das Betroffene, Angehörige wie Fachkräfte, in Konflikte und Krisen stürzt. Manchmal so sehr, dass es nicht mehr geht. Keiner mehr durchdringt. Immer wieder melden sich Familien, wo die Kinder in keinen Kontakt mehr gehen.
Wir bauen hier mit viel Zeit, Ruhe und Beständigkeit wieder Kontakt auf. Durch die Distanz des Computers wird es für die autistische Person leichter, in Kontakt zu treten.
Die Entlastung im eigenen Raum bleiben zu können und so ohne Energieverlust sich auf ein Gespräch zu konzentrieren, ist entscheidend!
Dabei spielt es keine Rolle, ob gesprochen wird, ob die Kamera an ist, ob nur schriftlich geantwortet wird. So entsteht für die Person mit Autismus Sicherheit vor Kontrollverlust. Das ist praktisch die Grundbasis, um überhaupt etwas in Bewegung zu setzen.
Wir setzen uns für das Kind, den Erwachsenen mit Autismus ein und alle, die rings um diese Person herum sind, werden einbezogen. Nur dann gelingt es, ein gutes Helfersystem aufzubauen.
Wir verstehen uns als bundesweites Netzwerk, das Menschen im Autismus-Spektrum zu mehr Chancen verhilft.
In Gesprächen, Selbsthilfegruppen, aufarbeiten von schwierigen Situationen, wächst Gemeinschaft und damit wächst soziale Kommunikation und Kompetenz. Alle sprechen immer davon soziale Kontakte seien nötig! Bitte bedenken Sie immer dabei, einer der zentralen Punkte einer Autismus Diagnose ist, dass die Person das nicht oder kaum kann!
Daran permanent erinnert zu werden, ist Belastung pur.
Hier Druck auszuüben bewirkt nur das Gegenteil.
Unter der Berücksichtigung von vorhandenen Potenzialen entwickeln wir individuelle Hilfen. Themen wie Unterstützte Kommunikation, Bildung, Spezialinteressen, Entspannung, Stimming und vieles mehr fließen ein.
Selbstbestimmt Autistisch 2019 e.V.
LAAMKA Zentrum
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76351 Linkenheim
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