Menschen mit Behinderung möchten wie alle anderen einen selbstbestimmten Urlaub erleben – oft gemeinsam mit ihren Familien. Dabei spielt es keine Rolle, ob es sich um eine körperliche, geistige oder kombinierte Behinderung handelt, mit oder ohne Autismus. Auch Menschen im Autismus-Spektrum mit rein seelischen Einschränkungen haben den Wunsch nach Teilhabe.

 

Teilhabe trotz Barrieren

 

Leider scheitern viele daran, die Anforderungen einer neurotypischen Welt zu erfüllen. Es gibt nur wenige Orte, Hotels oder Reiseanbieter, die auf die Bedürfnisse von Menschen mit Behinderung eingehen. Besonders bei Autismus stoßen Betroffene häufig auf Schwierigkeiten, da hier spezifische Herausforderungen bestehen.

 

Das Recht auf Erholung

 

Jeder Mensch hat ein Recht auf Erholung und eine unvergessliche Reise. Um dies zu ermöglichen, müssen wir zuhören und individuelle Lösungen finden, denn nur Betroffene selbst können einschätzen, was für sie machbar ist.

 

Eine Reise zu planen, ist für Menschen mit Behinderung und ihre Angehörigen besonders anspruchsvoll. Diese Punkte müssen vorab geklärt werden:

  1. Reiseziel und Unterkunft: Ist der Urlaubsort barrierefrei? Gibt es ein geeignetes Zimmer oder Ferienhaus? Welche speziellen Extras werden benötigt?
  2. Hilfsmittel und Assistenz: Werden spezielle Hilfsmittel, eine Assistenz oder ein Pflegedienst benötigt?
  3. Transport: Wie gelangt man mit Gepäck zum Urlaubsort? Häufig ist eine Kombination aus Auto, Zug oder Flugzeug erforderlich.

Beispiel einer Anreise

Eine mögliche Reise könnte so aussehen:

Mit dem Auto zum Flughafen, mit dem Flugzeug zum Zielort und anschließend per Mietwagen zum Hotel. Solche Logistiken erfordern sorgfältige Planung, um den Urlaub entspannt beginnen zu können.

 

Für autistische Menschen, insbesondere mit hohem Hilfebedarf, ist eine gründliche Vorbereitung essenziell. Häufig ist es sinnvoll, in den ersten Jahren denselben Urlaubsort, dasselbe Zimmer oder dieselbe Umgebung zu wählen, um Vertrautheit zu schaffen.

 

Klare Absprachen und Visualisierungen

Um Unsicherheiten zu minimieren, sollten vorab folgende Punkte geklärt und visualisiert werden:

  • Reiseziel: Wohin geht es?
  • Begleitpersonen: Wer fährt mit?
  • Anreise: Wie kommen wir dorthin?
  • Umgebung: Wie sieht es dort aus? Was kann man unternehmen?

Eine Visualisierung des Ablaufs – idealerweise mit Fotos – hilft, Sicherheit zu schaffen. Diese sollte Monate vor der Reise beginnen.

 

Hier eine Schritt-für-Schritt-Darstellung, die Sicherheit und Klarheit schafft:

  1. Ankunft am Flughafen:

    • Mit dem Auto dorthin fahren.
    • Flugtickets am Schalter abholen (Foto vom Schalter bereitstellen).
    • Koffer abgeben (Foto vom Gepäckband zeigen).
  2. Sicherheitskontrolle:

    • Rucksack, Handy und andere Gegenstände auf das Band legen.
    • Durch den Scanner gehen (Foto zeigen). Falls der Scanner piept, erfolgt eine Kontrolle durch eine Mitarbeiterin oder einen Mitarbeiter.
  3. Automatisierter Zoll (z. B. in Frankfurt):

    • Reisepass in das Gerät einführen.
    • Schranken öffnen und Gesichtsscan durchlaufen (Foto und Beschreibung).
  4. Boarding:

    • Wenn Prio-Service angemeldet ist, ohne lange Wartezeiten zum Gate gehen.
    • Als Erstes an Bord gehen, um Gedränge zu vermeiden.

 

Ein selbstbestimmter Urlaub ist für Menschen mit Behinderung nicht nur Erholung, sondern auch eine wichtige Möglichkeit zur Teilhabe. Mit frühzeitiger Planung, individueller Unterstützung und klarer Kommunikation kann der Urlaub für alle Beteiligten zu einer entspannten und bereichernden Erfahrung werden.


Was kann einem Menschen mit Autismus helfen, mit dem Reisen fertig zu werden?

 

Verspätungen, Störungen, Ausfälle, angepasste Fahrpläne… etwas völlig normales .

Bei Menschen mit Autismus ist dieses Problem um ein Vielfaches größer. Autismus ist eine unsichtbare Behinderung, hat aber einen großen Einfluss auf das tägliche Funktionieren und Leben. Reisen mit, zum Beispiel; Öffentliche Verkehrsmittel sind für jemanden mit Autismus nicht so offensichtlich, wie wir denken.

Eine Reise zu planen und ein Ticket zu kaufen, bringt in der Regel nicht so viele Probleme mit sich. Wenn alles nach Plan läuft, gibt es keinen Grund zur Sorge. Aber dann…

Im Falle einer Fehlfunktion oder Verzögerung kann bei jemandem mit Autismus Panik ausbrechen. Die Planung fällt auseinander, die Struktur fällt weg und es herrscht Unsicherheit. Die Suche nach einer Alternative und/oder das Bitten um Hilfe ist nicht machbar.

 

Das Gedränge in öffentlichen Verkehrsmitteln verursacht übermäßige Reize oder Reizüberflutung. Dadurch wird der Weg für jemanden mit Autismus intensiver erlebt. Überschwängliches Lächeln und (lautes) Sprechen und/oder Telefonieren verursachen für den durchschnittlichen Reisenden oft genug Frustration und Irritation, aber die Sinne eines Menschen mit Autismus werden umso schneller überreizt. Und jemanden auf sein Verhalten anzusprechen oder einfach nur mit einem Fremden zu sprechen, ist für jemanden mit Autismus ein „No-Go“. Daher kann es für jemanden mit Autismus ein großer Stolperstein sein, mit öffentlichen Verkehrsmitteln zu reisen.

 

Für viele Menschen sind die hektischen Menschenmassen mit öffentlichen Verkehrsmitteln unübersichtlich, anstrengend und stressig. Menschen mit Autismus reagieren im Allgemeinen empfindlich auf Berührungen auf der Haut. Im Bus, Zug, in der Straßenbahn oder in der U-Bahn neben einem Fremden stehen oder sitzen zu müssen, kann daher ein Grund zur Panik sein. 

Man sollte die Person sitzen lassen. Am liebsten am Fenster, damit er/sie sich konzentrieren kann. In einem Bus, einer Straßenbahn oder einer U-Bahn könnten Sie z.B. vorne neben dem Fahrer sitzen und als Elternteil / Betreuer / Betreuer neben dem Autisten  oder der Autistin sitzen, damit es sich vor all den Menschenmassen (Reizen) um es herum „sicher“ fühlt.

Wenn Sie dies wissen, verstehen Sie, dass es nicht verwunderlich ist, dass Menschen mit Autismus die Nutzung öffentlicher Verkehrsmittel so weit wie möglich vermeiden. 

 

1. Stellen Sie sicher, dass Sie Kopfhörer oder Ohrhörer mit Musik haben (damit Sie nicht von lauten Geräuschen gestört werden)

 

2. Lassen Sie die Person mit Autismus wählen, wo sie den besten Platz einnehmen kann, zum Beispiel am Fenster

 

3.  Erstellen Sie eine Erklärungskarte, damit Sie, wenn ein Umstehender Hilfe anbieten möchte, einfach lesen, was die Person mit Autismus in diesem Moment braucht

 

4. Verwenden Sie ein Emotionsarmband , um besser anzuzeigen, wie sich die Person mit Autismus fühlt.

 

5. Bringen Sie etwas zum Zappeln mit

 

6. APPS für Ihr Handy, oder den Talker um den Transport so angenehm und übersichtlich wie möglich zu gestalten.

 

7. Lassen Sie die Person mit Autismus nicht neben fremden Menschen sitzen, dies kann zusätzlichen Stress verursachen

 

8. Erlauben Sie, wenn die Person mit Autismus ihre Kapuze aufsetzen möchte, um Reize auszuschließen

 

9. Stellen Sie sicher, dass die Person mit Autismus immer jemanden erreichen kann!

 

10. Machen Sie im Voraus einen klaren Schritt-für-Schritt-Plan über die erwarteten Momente während der Reise.

 

11.  Zusätzlich unterstützen Sie, indem Sie Fidget Toys verwenden. 


Ein wichtiger Hinweis zum Umgang mit sensiblen Situationen bei Menschen mit Autismus die auch das Reisen, fahren mit Bus und Bahn, Auto betreffen können.


Im Team haben wir festgestellt, dass die Problematik, die wir hier ansprechen, bei allen Menschen – unabhängig von Alter oder Persönlichkeit – unterschiedlich stark ausgeprägt sein kann. Es gibt jedoch nur wenige, die keine Schwierigkeiten in diesem Bereich haben.

Viele Menschen mit Autismus machen in ihrem Umfeld – sei es auf der Straße, in ihrer Wohngegend, in Schulen, Arztpraxen oder anderen Einrichtungen – leider sehr negative Erfahrungen. ( Bitte immer daran denken: Die autistische Wahrnehmung kann eine völlig andere sein wie die Ihre. Das heißt: Was Sie ev. Als belanglos oder Kleinigkeit empfunden haben, kann für den Menschen mit Autismus völlig anders sein) Diese Erlebnisse führen oft dazu, dass bestimmte Orte nicht mehr betreten, aufgesucht werden können.

Häufig wird dieses Phänomen jedoch nicht ausreichend wahrgenommen oder ignoriert. Wir sind auch sicher das es aus Unwissenheit passiert.

 

Familien erleben oft, dass an fremden, gut organisierten Urlaubsorten Dinge möglich sind, die zu Hause unmöglich erscheinen. Das zeigt, dass durch Anpassungen und Verständnis neue Wege gefunden werden können.


Die Welt verändert sich zusehends und wir hoffen, dass in den nächsten Jahren noch eine Menge Möglichkeiten wachsen, damit Menschen mit Behinderung ungestört reisen können. Lasst uns all unsere Erfahrungen zusammen tragen